Die Pioniergruppe zum Thema Nutzerverhalten – Mit Verhaltensoptimierung Kosten vermeiden hat sich im Jahr 2023 intensiv zu Möglichkeiten der Reduzierung des Wärmeverbrauchs beschäftigt und dabei verschiedene Strategien und Gesamtkonzepte zur Mietereinbindung diskutiert. Ziel war es, die Mieterinnen und Mieter dazu zu bewegen, ihren Heizungsverbrauch an den tatsächlichen Bedarf anzupassen. Es wurde ein Erfahrungsaustausch mit anderen Vertreterinnen und Vertretern aus der Branche geführt, um Auffälligkeiten im Verbrauch zu identifizieren und deren Auswirkungen auf die Klima­strategie zu verstehen. Dabei wurden Best Practice Maßnahmen und No-Go‘s unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Viktor Grinewitschus erörtert und von Bianca Skottki der EBZ Akademie zusammengefasst. (Stand August 2024)

Ausgangssituation

Insbesondere in den Jahre 2020 und 2021 war der Wärmeverbrauch in Deutschland höher als in der Vergangenheit. Die Hauptursachen sind hier die Corona-Pandemie und der damit verbundene höhere Anteil an Homeoffice. Dies verdeutlicht auch die nachfolgende Grafik zur Verbrauchsstreuung des Wärmeverbrauchs in der Heizperiode 2020/2021 sehr eindrücklich.

Die Grafik zeigt, dass in der Heizperiode 2019/2020 der Verbrauch tendenziell geringer als der Durchschnittsverbrauch war. In der nächsten Heizperiode ist dieser deutlich angestiegen, sodass es zu einem überdurchschnittlichen Verbrauch geführt hat. Mehrere Ursachen können zu dieser Entwicklung geführt haben:

Abb. 1: Verbrauchsstreuung des Wärmeverbrauchs in der Heizperiode 2020/2021

falsches Heiz-/Lüftungsverhalten der Mieterinnen und Mieter

  • fehlender Wechsel der Mietenden aufgrund der Corona-Pandemie
  • Änderungen im Mietverhältnis (z.B. Familienzuwachs)
  • Defekte/falsch eingestellte Heizungsanlage
  • Kostenübernahme durch Andere (z.B. Amt), sodass fehlende Sensibilität für die Kosten besteht
  • Lage der Wohnung innerhalb eines Mehrfamilienhauses

Ziele

Intensiv wurden Ziele diskutiert, die mit dem Austausch einer Heizung oder einer Anlagenoptimierung einhergehen können. Den Beteiligten war insbesondere die Schaffung eines Bewusstseins bei den Mietenden wichtig, damit diese erkennen, wann ein Wärmeverbrauch zu hoch ist oder nicht. Damit sollen diese in die Lage versetzt werden, Auffälligkeiten im Heizverhalten oder in der Heizanlage zu identifizieren und damit zu reduzieren. Ergänzend dazu ist das Nutzerverhalten das entscheidende Thema hinsichtlich Energieeffizienz. Wohnungs­unternehmen benötigen konkrete Ansatzpunkte, um zielführend auf Mietende zuzugehen und diese zum Sparen zu animieren. Dies benötigt neben Kommunikation und Transparenz vor allem eine Regelmäßigkeit sowie eine Prüfung der Maßnahmen.

Neben der technischen Optimierung der Heizungsanlagen ist vor allem das Nutzerverhalten entscheidend für die Energieeffizienz. Wohnungsunternehmen benötigen konkrete Ansatzpunkte, um ihre Mieterinnen und Mieter zum Energiesparen zu motivieren. Dies erfordert regelmäßige Kommunikation, Transparenz und die Überprüfung der umgesetzten Maßnahmen. Die kommunikative Einbindung der Mieterinnen und Mieter ist damit der Schlüssel zum Erfolg, sowohl für die einfach umzusetzenden operativen Maßnahmen wie auch für das Gesamtkonzept. Damit kann es gelingen, die Mietenden zu einer Anpassung des Heizungsver­brauch an den realen Bedarf zu bewegen.

Maßnahmen

In der heutigen Zeit ist es wichtiger denn je, sich der eigenen Energieverbrauchsmuster bewusst zu sein. Viele Menschen sind sich nicht im Klaren darüber, dass ihr Energieverbrauch über dem Durchschnitt liegt. Durch gezielte Information und Aufklärung können wir die Ursachen für diesen erhöhten Verbrauch erfragen und den Betroffenen darauf aufmerksam machen.

Eine persönliche Beratung kann dabei helfen, das Bewusstsein zu schärfen und konkrete Lösungen anzubieten. Indem wir vorrechnen, wie viel Geld eingespart werden könnte, wenn der Verbrauch auf den Durchschnitt reduziert wird, schaffen wir einen Anreiz, das eigene Verhalten zu ändern.

Zusätzlich zur Beratung bieten wir eine Energieberatung an, die auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Regelmäßiges Feedback und die Visualisierung des Energieverbrauchs können dabei unterstützen, Fortschritte sichtbar zu machen und langfristige Veränderungen zu fördern.

Einheitliche Temperatureinstellungen für alle, wie beispielsweise eine Nachtabsenkung, können ebenfalls dazu beitragen, den Energieverbrauch zu senken und somit Kosten zu sparen. Es ist an der Zeit, dass wir alle einen Schritt in Richtung eines bewussteren und nachhaltigeren Umgangs mit unseren Ressourcen machen.

Erster Schritt: Verbrauchstransparenz

Die Frage, wie viel jährlich gespart werden kann, ist von großer Bedeutung. Es ist wichtig, Mietenden auf die möglichen Ersparnisse hinzuweisen, die sie erzielen könnten, wenn sie ihren Energieverbrauch reduzieren. Ein absoluter Wert, sei es jährlich oder monatlich, kann für den Einzelnen wenig aussagekräftig sein. Ein Vergleich, beispielsweise mit ande­ren Mietern im selben Gebäude oder mit einer bestimmten Effizienzklasse, kann hilfreicher sein, um den eigenen Verbrauch einzuordnen.

Die Einführung einer aufsuchenden Beratung, gefolgt von einer Überwachung und Visualisierung des Verbrauchs durch Apps oder ähnliche Technologien, kann den Mietenden dabei unterstützen, ihren Verbrauch besser zu verstehen und zu managen. Wenn es darum geht, Heiz- und Lüftungsgewohnheiten zu ändern, könnte eine App, die regelmäßig an bestimmte Verhaltensweisen erinnert, eine effektive Methode sein.

Die Entwicklung einer solchen App für eine kleinere Anzahl von Mietenden könnte jedoch finanziell nicht machbar sein. Es lohnt sich zu prüfen, ob es bereits existierende Lösungen gibt, die genutzt werden könnten. Die unterjährige Verbrauchsinformation, wie sie durch die EED vorgesehen ist, könnte einen nachhaltigen Effekt auf das Verbrauchsverhalten haben, insbesondere in Anbetracht der derzeit steigenden Energiekosten, die ebenfalls zu einer Verhaltensänderung führen könnten.

Es ist spannend zu beobachten, welche Auswirkungen diese Maßnahmen auf das Verbrauchsverhalten der Menschen haben werden und wie sie dazu beitragen können, Energie zu sparen und Kosten zu senken.

Smarte Technik

Die Identifizierung von Vielverbrauchern ist ein entscheidender Schritt, um Energieeffizienz zu steigern und Kosten zu senken. Die Frage, ob wir zuerst bei den Vielverbrauchern ansetzen oder einen flächendeckenden Ansatz verfolgen sollten, hängt von den spezifischen Zielen und Ressourcen des Unternehmens ab. Zielgruppenspezifische Maßnahmen könnten effektiver sein, um bestimmte Verhaltensweisen zu ändern.

Selbstlernende, intelligente Thermostate sind eine innovative Möglichkeit, den Energieverbrauch zu optimieren. Sie passen sich automatisch an die Gewohnheiten der Nutzer an und können so zu einer signifikanten Einsparung beitragen. Allerdings müssen die Kosten für den Einbau und die Implementierung dieser Technologie sorgfältig geprüft und unternehmensintern abgestimmt werden.

Smarte Technik bietet nicht nur Einsparpotenziale, sondern auch einen erhöhten Komfort. Der genaue Einspareffekt hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Nutzerverhalten und den Eigenschaften des Gebäudes. Es ist jedoch klar, dass Technologien, die den Verbrauch intelligent steuern, einen positiven Einfluss auf die Energiebilanz haben können.

Die Idee, Verbräuche im Vergleich zu anderen Mieterinnen und Mietern anzuzeigen, ist vielversprechend, sofern dies datenschutzrechtlich möglich ist. Ein solcher Vergleich könnte ein Bewusstsein für den eigenen Energieverbrauch schaffen und zu einem sparsameren Umgang mit Ressourcen motivieren.

Abschließend ist es wichtig zu betonen, dass die Einführung unterjähriger Verbrauchsinformationen, wie sie durch die EED vorgesehen ist, das Potenzial hat, das Verbrauchsverhalten nachhaltig zu beeinflussen. In Kombination mit den steigenden Energiekosten könnte dies zu einer deutlichen Verhaltensänderung führen und langfristig zu einer effizienteren Nutzung von Energie beitragen.

Assistenz

Assistenzsysteme und automatisierte Heizeinstellungen sind innovative Ansätze, um den Energieverbrauch zu optimieren und gleichzeitig den Komfort für die Nutzer zu erhöhen. Die Umsetzung solcher Systeme erfordert eine sorgfältige Planung und Abstimmung, da sie sowohl technische als auch finanzielle Herausforderungen mit sich bringen.

Die Anpassung der Heizeinstellungen, wie zum Beispiel die automatisierte Nachtabsenkung und die Voreinstellung einer Maximaltemperatur nach rechtlichen Mindestvorgaben, kann eine effektive Methode sein, um Energie zu sparen. Diese Maßnahmen können zentral gesteuert werden, was eine gleichmäßige und effiziente Temperaturregelung in allen Einheiten ermöglicht.

Es ist jedoch wichtig, die Kosten und den Aufwand für die Implementierung solcher Systeme zu berücksichtigen. Die Entscheidung für Assistenzsysteme und intelligente Thermostate sollte auf einer gründlichen Kosten-Nutzen-Analyse basieren und die langfristigen Einsparungen gegen die anfänglichen Investitionen abwägen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Einsatz von smarten Technologien und automatisierten Systemen das Potenzial hat, den Energieverbrauch signifikant zu reduzieren. Die Herausforderung besteht darin, die richtige Balance zwischen Investitionskosten und langfristigen Einsparungen zu finden, um eine nachhaltige und kosteneffiziente Lösung zu implementieren.

Ausblick – Was sollte ein Projekt zur Anlagenoptimierung leisten?

Ein Projekt zur Anlagenoptimierung sollte in der Lage sein, konkrete und messbare Verbesserungen in der Energieeffizienz zu erzielen. Es ist sinnvoll, zunächst in einer kleinen Gruppe zu arbeiten, um Maßnahmen zu definieren und zu testen, bevor man versucht, neue Unternehmen zu gewinnen. Dies ermöglicht eine fokussierte und effiziente Vorgehensweise, bei der die Maßnahmen je nach Unternehmen individuell angepasst werden können.

Nach der nächsten Heizperiode sollten die Ergebnisse ausgewertet werden, um den Erfolg der umgesetzten Maßnahmen zu beurteilen. Diese Erkenntnisse können dann in die Initiative IW.2050 eingebracht werden, um eine Art Anleitung oder Checkliste mit Maßnahmen und deren Einsparpotential zu erstellen. Diese Ressource könnte anderen Teilnehmenden zur Verfügung gestellt werden, um ihnen bei der Optimierung ihrer Anlagen zu helfen.

Es ist auch ratsam, im kleinen Kreis verschiedene Varianten auszuprobieren und die Ergebnisse sowie Empfehlungen an die Mitglieder weiterzugeben. Die Nutzung der Ergebnisse aus Projekten wie BaltBest könnte dabei wertvolle Einblicke bieten.

Die Entwicklung einer App zur Überwachung und Steuerung des Energieverbrauchs könnte eine hervorragende Ergänzung sein. Obwohl die Entwicklungskosten für eine kleinere Anzahl von Mietenden zunächst hoch erscheinen mögen, könnte die App langfristig zu erheblichen Einsparungen führen.

Schließlich ist es wichtig, die Effektivität unterschiedlicher Maßnahmen zu analysieren, um zu verstehen, welche Ansätze sinnvoll sind und welche nicht. Dieser Prozess der kontinuierlichen Bewertung und Anpassung ist entscheidend, um sicherzustellen, dass das Projekt zur Anlagenoptimierung die gewünschten Ergebnisse liefert und einen positiven Beitrag zur Erreichung der Energieeffizienzziele leistet.

Wie sollte ein Projekt organisiert werden?

Ein Projekt zur Optimierung von Anlagen sollte strukturiert sein, um Effizienz und Nachhaltigkeit zu fördern. Die Entwicklung eines Werkzeugs durch die Mitglieder der IW.2050 könnte eine Herausforderung darstellen, daher wäre die Anwendung oder der Test eines bestehenden Tools eine realistischere Option. Die Unterstützung bei der Entwicklung wäre demnach von externen Quellen notwendig.

Ein Wirkungsnachweis ist entscheidend, um die Effektivität der Maßnahmen zu belegen. Das Aus­rollen der Hoba-App und die Hilfestellung bei der Anbindung an interne Systeme könnten die Umsetzung erleichtern und die Akzeptanz unter den Nutzern erhöhen.

Der Austausch unter den Mitgliedern und die Klärung von Herausforderungen innerhalb der Pio­niers-Treffen sind wichtige Aspekte, um gemeinsam voranzukommen. Das Ziel sollte sein, eine Anleitung oder Checkliste mit Ergebnissen zu erstellen, die anderen Teilnehmenden zur Verfügung gestellt werden kann. Dies würde nicht nur die Transparenz und das gemeinsame Lernen fördern, sondern auch eine breitere Anwendung der erprobten Maßnahmen ermöglichen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Projekt zur Anlagenoptimierung eine klare Struktur, eine starke Zusammenarbeit und den Willen zur Nutzung bestehender Ressourcen erfordert, um erfolgreich zu sein und einen positiven Einfluss auf die Energieeffizienz zu haben.

Welche Beiträge können Unternehmen leisten? (personell/inhaltlich/finanziell)

Unternehmen können auf verschiedene Weise zu Energieeffizienz und Nachhaltigkeit beitragen. Ein zentraler Aspekt ist das Nutzerverhalten, an dem sowohl mit personellen als auch finanziellen Mitteln gearbeitet werden muss. Finanzielle Investitionen sollten sich im Rahmen halten, um das Vermieter-Mieter-Dilemma zu vermeiden.

Viele Unternehmen erkennen die Wichtigkeit des Themas, stehen jedoch vor der Herausforderung, dass der personelle Aufwand nicht zu groß sein darf, um die Beteiligung langfristig zu sichern. Inhaltlich können Unternehmen durch das Ausprobieren von Empfehlungen, das Bereitstellen von Daten und das Testen von Tools oder Methoden beitragen, ohne diese selbst zu entwickeln.

Finanziell ist es schwierig, eine genaue Aussage zu treffen, da das Projekt intern gut verkauft werden muss und einen echten Nutzen versprechen sollte, um Unterstützung zu erhalten.

Zusammenfassend: Unternehmen können durch personelle Unterstützung, inhaltliche Beiträge wie das Testen von Empfehlungen und finanzielle Investitionen, die einen echten Nutzen bieten, wesentliche Beiträge leisten. Die Herausforderung besteht darin, die richtige Balance zwischen Aufwand und Nutzen zu finden, um eine nachhaltige Beteiligung und einen positiven Einfluss auf die Energieeffizienz zu gewährleisten.

Welche Partnerinnen und Partner brauchen wir?

Für ein erfolgreiches Projekt sind Partnerschaften mit verschiedenen Akteuren unerlässlich. App-Entwickler können maßgeschneiderte Lösungen bieten, die den Mietenden einen Mehrwert bieten und die Überwachung des Energieverbrauchs erleichtern. Heiztechnik-Hersteller sind wichtig, um innovative und effiziente Heizsysteme zu entwickeln, die den Energieverbrauch senken können.

Kolleginnen und Kollegen innerhalb des Unternehmens spielen eine entscheidende Rolle, indem sie ihr Fachwissen und ihre Erfahrungen einbringen. Die Mietenden selbst sind ebenfalls wichtige Partner, da sie diejenigen sind, die ihr Verhalten ändern und von den Einsparungen profitieren.

Weitere Unternehmen der Wohnungswirtschaft können durch den Austausch von Best Practices und die Bildung einer stärkeren Lobby für energieeffizientes Wohnen beitragen. Unternehmen wie Techem, die sich auf Energiemanagement spezialisieren, können wertvolle Daten und Analysen bereitstellen, die für die Optimierung von Heizsystemen notwendig sind.

IT-Experten sind unverzichtbar, um die Schnittstellenproblematik zu lösen und eine reibungslose Integration von neuen Technologien in bestehende Systeme zu gewährleisten. Durch die Zusammenarbeit dieser verschiedenen Partner kann ein Projekt zur Anlagenoptimierung erfolgreich umgesetzt werden, wobei jeder Partner einen einzigartigen Beitrag leistet, um das gemeinsame Ziel der Energieeffizienz zu erreichen.

Ausblick

Im Jahr 2025 widmet sich die EBZ Akademie wieder dem Thema Heizungsoptimierung. Seien Sie gerne Teil der nächsten Pioniergruppe.

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